Crinitz, das Töpferdorf in der Niederlausitz

Crinitzer TöpferdenkmalDurch die Industriealisierung der handwerklichen Töpferei entstand in Crinitz ein Industriearbeiterstand, der bald mit den Töpfereibesitzern in Konflikt um bessere Entlohnung und Arbeitszeit geriet. Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes (Verbot der Sozialdemokratischen Partei) im Jahre 1890 entstand auch in Crinitz eine Ortsgruppe der SPD. Crinitz wurde in der Umgebung als das „rote Crinitz“ berüchtigt. Crinitz hatte zu dieser Zeit das benachbarte Drehna, das wirtschaftliche Zentrum der Standesherrschaft Drehna, überflügelt. Die Töpfer beschäftigten zahlreiche Arbeiter. Geschäfte aller Art wurden errichtet, zwei große Gasthöfe mit je einem Tanzsaal gebaut. Die Tanzvergnügen lockten die Jugend auch aus den benachbarten Dörfern, besonders Drehna, an.

Als ein Gastwirt in Crinitz in der Passionszeit eine Theatervorführung veranstaltete, was in den Bauerndörfern bis nach dem 1. Weltkrieg unstatthaft war, nahm auch die Jugend von Drehna „in hellen Haufen“ daran teil. Das erregte den Unwillen des Drehnaer Pastors. Er wetterte gegen das „rote Crinitz“ das „Sodom u. Gomorrah“ in der ganzen Gegend, wie er sich ausdrückte.

Nach 1945 wurden die beiden Großbetriebe Krüger und später Bühler enteignet und volkseigene Betriebe, die beiden Mittelbetriebe Engelmann und Selling, die über eigene Tongruben verfügten, blieben Privatbesitz. Die kleineren Betriebe schlossen sich zu einer Genossenschaft zusammen (schon im Juni 1919), die den Bezug von Ton, auch aus der Gegend von Kostebrau, von Kohle und den Absatz der Waren regelte. Die Produktion von Blumentöpfen wurde im Steinzeugwerk Crinitz fortgesetzt. In den letzten Jahren wurden Blumentöpfe bis nach Island versandt, wo sie in den von heißen Quellen gespeisten Warmhäusern zur Aufzucht von Blumen und Gemüse ohne Erde in Nährsalzlösungen verwendet wurden.