GESCHICHTEN AUS DEM TÖPFERDORF
Geschichten machen das Leben interessant und lebenswert und ein Töpferdorf wie Crinitz hat eine Vielzahl an Geschichten zu erzählen. In dieser Rubrik möchten wir Ihnen einige vorstellen. Bleiben Sie gespannt, wir werden immer wieder neue alte Geschichten aus dem Ortsleben, von Personen und aus dem Drumherum veröffentlichen.
Crinitz und die Pflanzenforschung
Wie unbedeutend das einst kleine Dörfchen Crinitz eingeschätzt wurde, geht aus der Tatsache hervor, daß sein Name als Fundort seltener Pflanzen, selbst von dem in der Floristik weitbekannten Apotheker Rabenhorst in Luckau 1839 und seinen Freund, dem Magister Graßmann, der zu Fuß den Kreis kreuz und quer durchwanderte und dem Oberlehrer Bohnstedt in Luckau 1889, beide Herausgeber einer heimischen Flora, nie genannt wurde.
Erst als nach 1950 die wissenschaftliche Pflanzenforschung und Kartierung einen neuen Aufschwung nahm, wurde der Name Crinitz als Fundort öfter genannt, wozu der Herausgeber dieser Veröffentlichung wesentlich beitrug.
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Die Urschrift dieser Abhandlung wurde von dem Verfasser freundschaftlich dem Unterzeichneten für das heimatkirchliche Archiv des Evangelischen Pfarramtes zu Weissack überlassen. gez. Teubner, Pastor Weißack, den 4.10.1964
Crinitz - das Klein-Thüringen
Ein Dorfzentrum – einen Dorfanger mit Kirche, Schule und einen Gasthof – besitzt Crinitz nicht. Das an einer Ausbuchtung am unteren Hange des Landrückens sich erstreckende Dorf ist nach allen Himmelsrichtungen, nach Drehna, Babben, Gahro und Bergen von bewaldeten, z.T. steil ansteigenden Höhenrücken umgeben. Das ist ein besonderer Vorzug, der an thüringische Landschaftsbilder erinnert. Mit Recht sprechen namhafte Botaniker der Mark, als sie von der Höhe des Drehnaer Weinberges über das im Tal langgestreckte Crinitz zu den blauenden Wellen des Landrückens schauten, von einem Klein-Thüringen.
Der Ortsfremde, der durch die 1 ½ km lange, mit Linden bepflanzte Hauptstraße von Crinitz fährt, ist überrascht, statt der bisher durchfahrenen kleinen ländlichen Dörfchen einen schmucken Ort mit sauberen, freundlichen Häusern und zumeist vorbildlich gepflegten Vorgärten vorzufinden, zumal die größeren Töpfereibetriebe infolge ihrer abseitigen Lage das Ortsbild nicht beeinflussen. Es ist zu hoffen, dass durch weitere Verschönerung des Ortsbildes, durch die Aufstellung von Ruhebänken und eine Bezeichnung von Wanderwegen durch die hügelige und waldreiche Umgebung nicht nur wie bisher Schulklassen angelockt werden, sondern auch Erwachsene, die Entspannung und Ruhe suchen, Crinitz zum Ziel einer Wanderung oder eines Ausfluges wählen.
Der Bau einer Jugendherberge und die Schaffung von Unterkünften für Erholungssuchende würde Crinitz zu einen geschätzten Erholungsort umwandeln. Ob es ratsam ist, Kapital in den Töpfereien zu investieren oder kleinere, wenig leistungsfähige Töpfereien zu schließen und die Gebäude zu Fremdenheimen auszubauen, wird die Zukunft lehren. Der Eingeborene empfindet ja meistens die Schönheit seiner Heimat am wenigsten.
Nach dem 1.Weltkrieg
Neu aufgenommen wurde die Produktion von Drainrohren. Nach 1918 wurde in Crinitz trotz des verlorenen Krieges eine große Zahl von Eigenheimen gebaut, landrückenaufwärts entstanden neue Straßenzüge. Die selbständigen Töpfer, Geschäftsleute und Handwerker in Crinitz erfreuten sich eines soliden Wohlstandes. Sie kamen sehr bald zu einem Kraftwagen. Die Töpfereien gaben zahlreichen Arbeitern aus den benachbarten Bauerndörfern Verdienst, den sie in ihren Dörfern nicht finden konnten. Zwei schmucke Mehrfamilienhäuser wurden vom Steinzeugwerk und der Gemeinde errichtet. Zwei von der AWG errichtete Mehrfamilienhäuser im Herrschaftsgarten fügen sich leider nicht in das Ortsbild. Das aus dem ehemaligen Röhrteich errichtete Volksbad in landschaftlich schöner Umgebung erfreut sich eines regen Zuspruchs aus dem Ort und der Umgebung.
Die neue Zentralschule ist schon erwähnt worden. Die steilen Abhänge des Landrückens bieten Schülern, auch aus Finsterwalde, gutes Wintersportgelände. Durch Busverbindungen mit Finsterwalde und Luckau-Berlin erhielt Crinitz einen bequemeren Anschluß für den Personalverkehr als es früher die Bahn ermöglichte, so daß wohl der Wiederaufbau der Bahnstrecke von Crinitz nach Luckau nicht mehr in Frage kommen dürfte.
So hat sich durch Fleiß und Unternehmungslust der Einwohner des einst unbedeutenden kleinen Bauerndörfchens Crinitz zu einem lebhaften Industrieort entwickelt, der pfarramtlich seit dem 1.4.1954 nicht mehr zum Pfarrsprengel Weissack sondern zum Pfarrsprengel Drehna gehört.
Das rote Crinitz und Blumentöpfe für Island
Durch die Industriealisierung der handwerklichen Töpferei entstand in Crinitz ein Industriearbeiterstand, der bald mit den Töpfereibesitzern in Konflikt um bessere Entlohnung und Arbeitszeit geriet. Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes (Verbot der Sozialdemokratischen Partei) im Jahre 1890 entstand auch in Crinitz eine Ortsgruppe der SPD. Crinitz wurde in der Umgebung als das „rote Crinitz“ berüchtigt. Crinitz hatte zu dieser Zeit das benachbarte Drehna, das wirtschaftliche Zentrum der Standesherrschaft Drehna, überflügelt. Die Töpfer beschäftigten zahlreiche Arbeiter. Geschäfte aller Art wurden errichtet, zwei große Gasthöfe mit je einem Tanzsaal gebaut. Die Tanzvergnügen lockten die Jugend auch aus den benachbarten Dörfern, besonders Drehna, an.
Als ein Gastwirt in Crinitz in der Passionszeit eine Theatervorführung veranstaltete, was in den Bauerndörfern bis nach dem 1. Weltkrieg unstatthaft war, nahm auch die Jugend von Drehna „in hellen Haufen“ daran teil. Das erregte den Unwillen des Drehnaer Pastors. Er wetterte gegen das „rote Crinitz“ das „Sodom u. Gomorrah“ in der ganzen Gegend, wie er sich ausdrückte.
Nach 1945 wurden die beiden Großbetriebe Krüger und später Bühler enteignet und volkseigene Betriebe, die beiden Mittelbetriebe Engelmann und Selling, die über eigene Tongruben verfügten, blieben Privatbesitz. Die kleineren Betriebe schlossen sich zu einer Genossenschaft zusammen (schon im Juni 1919), die den Bezug von Ton, auch aus der Gegend von Kostebrau, von Kohle und den Absatz der Waren regelte. Die Produktion von Blumentöpfen wurde im Steinzeugwerk Crinitz fortgesetzt. In den letzten Jahren wurden Blumentöpfe bis nach Island versandt, wo sie in den von heißen Quellen gespeisten Warmhäusern zur Aufzucht von Blumen und Gemüse ohne Erde in Nährsalzlösungen verwendet wurden.
Vom Ton zum „blauen Montag“
Die Töpfer waren durstige Gesellen. Beim tagelangen Brennen konnte man auch Durst bekommen. Den „blauen Montag“ hielten die Töpfergesellen, wie damals alle Industriearbeiter, auch ein. Gastwirte machten ein gutes Geschäft, wovon die Größe der beiden Gasthöfe in Crinitz zeugt. Als die Bahn Berlin-Dresden gebaut wurde, fuhren die Töpfer ihre Waren zum Bahnhof Brenitz-Sonnewalde. Durch Bau der Verbindungsstraße durch Crinitz und die Eröffnung der Bahnstrecke Finsterwalde über Crinitz nach Luckau, wurde der Versand sehr erleichtert. Zwei Töpfereien in Crinitz entwickelten sich zu größeren Betrieben, Krüger am Bahnhof und Bühler, der von Ulm zugezogen war. Krüger nahm die Herstellung von Blumentöpfen auf. Im Laufe der Jahre wurden mehrere Millionen Blumentöpfe versandt.
Der weißgraue Ton bei Crinitz hat ein sehr hohes Alter. Er stammt aus dem Miozän, einer tertiären Erdperiode der Voreiszeiten. Oft handelt es sich um Blätterton, der in meterdicken Schichten übereingepreßt abgelagert ist. Man nimmt an, daß in sumpfigen Meeresbuchten Millionen Jahre hindurch Blätter von Laubbäumen zusammengetrieben wurden.
Das wohl einst zusammenhängende Tonlager ist in den Eiszeiten durch Aufpressung der Eismassen auf dem Landrücken zerrissen worden. Es bildeten sich am Hang des Landrückens Sättel, Mulden und oft kleine Tonnester. Mitunter finden sich im Ton Stücke von Schwefeleisen, die vorsichtig aufbewahrt werden müssen, weil sie Holz und Leder zerfressen. Im 16. Jahrhundert wurde einem Herrn von Maltwitz auf Drehna das Recht zur Produktion von Kupfervitriol aus dem Tonlager bei Großmehßow verliehen. Vielleicht erinnert der Name Drehna Teich am Ortseingang von Großmehßow an diese Zeit. Der frühere Name Kupferwasser am Eingang von Großmehßow ist nicht mehr bekannt.
Von der goldenen und der sauren Gurkenzeit
Zeitweise stellten einige Töpfer auch Kaffeekannen und Tassen her, kurz, alle Gefäße, die heute aus Glas, Steingut, Porzellan, Blech oder neuerdings aus Kunststoff hergestellt werden. Das Braungeschirr (als Bunzlauer Geschirr bekannt) erfreute sich wegen seiner Haltbarkeit großer Beliebtheit. Fast alle Töpfer hatten eine Landwirtschaft. Ihre Waren fuhren sie früher mit Pferdewagen handelnd über Land und auf Märkte. Händlerinnen aus benachbarten Städten kauften auch Tongeschirr und trugen es in Kiepen auf sogenannten Töpferstegen durch die Wälder in die Städte. In einigen Familien in Crinitz ist das Töpferhandwerk Tradition, es sei nur an die Namen Tunsch und Engelmann erinnert. Später nahmen die Töpfer den Versand nach Berlin auf.
Crinitz hatte aber zunächst weder Chaussee oder Bahnverbindung. Die nächsten Chausseen waren die von weniger Finsterwalde nach Luckau und die von Calau über Schlabendorf nach Luckau. Die Fahrt von Crinitz bis zur Erreichung der Chausseen, besonders den Gahroer Berg hinauf, war wegen des schlechten Weges sehr beschwerlich. Die Töpfergesellen mußten tüchtig in die Speichen greifen oder es mußte Vorgespann genommen werden.
Hauptgetränk war damals in Berlin die Weiße ohne oder mit Schuß, in Tonkrugen abgefüllt. Die Herstellung von Weißbierkrugen und ihr Versand nach Berlin war ein einträgliches Geschäft der Crinitzer Töpfer. Auf der Rückfahrt von Berlin brachten die leeren Wagen Kaufmannswaren für die Städter mit. Die Töpfer nannten diese Zeit die „goldene Zeit“. Krugen wurden auch zum Abfüllen des Braunbieres, das in jeden Haushalt getrunken wurde, benutzt. Als das untergärige Bier eingeführt wurde, das in Glasflaschen abgefüllt wurde, hörte eine wichtige Einnahmequelle der Töpfer auf. Von Pfingsten ab stellten die Töpfer Töpfe her, die zumeist zum Einlegen von Gurken benutzt wurden. Die Töpfer sprachen von der weniger einträglichen „sauren Gurkenzeit“.
Die Vielfalt der Produkte
Um 1800 bezogen die Finsterwalder Töpfer mit ihren Waren Märkte. Zu dieser Zeit gab es in Drehna 2 Töpfer. Die Steinzeugtöpferei in Crinitz, die heute dem Dorfe das Gepräge gibt, wurde durch zugewanderte Töpfer aus Görzke im Fläming, wo heute die Töpferei aus Mangel an Ton eingestellt ist, aus der Gegend von Muskau und Herrenhut begründet. Wandernde Töpfergesellen fanden in Crinitz guten Ton, heirateten in Bauernwirtschaften ein, richteten eine Stube als Werkstatt her, in der sie ihre Tongefäße auf einer mit Füßen bewegten Drehscheibe formten und bauten einen Brennofen, in dem Holz verfeuert wurde. Die Crinitzer Töpfer wurden seit dieser Zeit Hauptabnehmer von Brennholz der Drehnaer Forste.
Zunächst fanden die Töpfer den Ton auf ihrem Hof und im Garten. Als diese Lager erschöpft waren, gruben sie in den Wäldern gegen Pachtzins Ton. Später kauften viele Töpfer Waldteile, in denen Ton lagerte, besonders von der Herrschaft Beesdau und Weißack-Gahro. Ein großer Teil der Gahroer Buchheide ging in den Besitz zahlungskräftiger Töpfer in Crinitz über. Hergestellt wurden in Crinitz Krüge für Flüssigkeiten (Wasser, Bier, Schnaps), Gärkrüge, Pökeltöpfe, Satten zur Aufbewahrung von Milch, deren Sahne zum Butterstampfen abgeschöpft, während die dicke Milch gegessen wurde. Ferner wurden dickbauchige Flaschen für Speiseöl, Bier oder Kaffee zur Mitnahme auf Feld und Wiese, Teerbutten, die unter dem Wagen hingen, um die Holzachsen der Wagen zu schmieren, Weiß- und Braunbierkrüge, Napfkuchenformen, Reibenäpfe, auch Asch genannt, Waschbecken und Büchsen für Stiefelschmiere, besonders aber Einlegetöpfe aller Größen für Gurken, Obst, Pilze hergestellt.
Die Anfänge der Steinzeugindustrie
In Crinitz waren oft die persönlichen Interessen stärker als die Sorge um das Gemeinwohl. Erst vor einigen Jahren konnte in Crinitz eine moderne Zentralschule errichtet werden, die aber bei der zu erwartenden Schülerzahl kaum ausreichen wird.
Die Steinzeugindustrie in Crinitz, früher nannte man die Erzeugnisse Braungeschirr, ist erst Mitte des 19. Jahrhunderts begründet worden (1834-35), als die Auseinandersetzung der Crinitzer Grundeigentümer mit der Herrschaft Beesdau zum Abschluß gekommen war und die Bauern unbeschränkte Eigentümer ihres Grund und Bodens wurden.
1854 hatte Crinitz mit 15 Bauernwirtschaften nur einen Töpfer, der Grund und Boden besaß. (Akte im Landesarchiv Lübben). Nur der Gasthofbesitzer Nuck hatte damals 2 Hufen. Die Bauern zahlten 1-2 Taler jährlich an die Herrschaft Beesdau und lösten diese Verpflichtung durch eine einmalige Summe ab.
Die Töpferei ist eines der ältesten Handwerke der Menschheit. Bereits in der Jungsteinzeit wurden Gefäße aus Ton hergestellt. In der Bronzezeit, als die Feuerbestattung allgemein üblich war, erlebte die Töpferkunst eine hohe Blüte. Die Tongefäße der späteren Zeit, einschließlich der sorbischen Besiedlung, waren dagegen sehr primitiv. Erst vom 14. Jahrhundert ab, als adlige Familien Erinnerungsmale, sogenannte Grabstellen für ihre Toten anfertigen ließen, erreichte die Töpferkunst wieder einen Höhepunkt, allerdings nur in dieser Hinsicht. (Grabstelen in der Kirche von Drehna und Großmehßow)
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war die Herstellung von Haushaltsgschirr aus Ton in allen Städten und einigen Dörfern verbreitet, 1650 gab es in Kirchhain, Doberlug und Schönborn schon Töpfergewerke. 1719 wird von Schönborn berichtet, daß man dort saubere Gefäße, Krüge, Flaschen und Büchsen herstellt, die wegen ihrer Dauerhaftigkeit und Schönheit ausgeführt wurden.
Der Weg zur Begräbnishalle und zur Schule
Drehna hatte von 1745 an eine gut florierende Brauerei und Branntweinbrennerei. Eine Spiritusbrennerei hatten viele Rittergüter, in der sie Kartoffeln verarbeiteten. Erst durch die Einführung des Spiritusmonopols des Staates wurde ihnen der freie Verkauf von Rohspiritus verboten.
Doch weiter zum Kirchbau. Die Herrschaft Beesdau weigerte sich, das Bauholz für eine neue Kirche zu liefern. Sie erklärte, kein Bauholz in den Forsten zu haben und außerdem durch unbezahlte Tonentnahme durch Crinitzer Töpfer geschädigt zu sein. Sie stellte aber zum Bau einer Kirche und einer neuen Schule in Crinitz den Herrschaftsgarten zur Verfügung. Es kam aber weder zum Neubau einer Kirche noch einer neuen Schule. Das Archiv des Rittergutes Beesdau ist 1945 vernichtet worden. Akten über die Übereignung des Herrschaftsgartens dürften aber noch vorhanden sein. Als Gotteshaus diente die vom Steinzeugwerk Krüger gestiftete Begräbnishalle auf dem Friedhof.
Der Herrschaftsgarten wurde nach 1945 vom Rat der Gemeinde der Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft zum Bau von bisher 2 dreigeschossigen Wohngebäuden überwiesen. Die beiden Wohngebäude fügen sich leider nicht in das landschaftliche Gepräge des Dorfes ein und erinnern eher an die unseligen Mietskasernen der Industriestädte. Das alte, an der Chaussee gelegene Schulhaus, wohl das primitivste im ganzen Kreise, genügte seit 1945 nicht mehr den Anforderungen. Durch Ausbau von Klassen und Errichtung einer Baracke konnte nach 1945 der Schulbetrieb notdürftig aufrechterhalten werden. Zu einem Neubau einer modernen Schule kam es bis zum 2. Weltkrieg nicht, obgleich Pläne vorlagen und die Herstellung von Mauersteinen und Dachziegeln in heimischen Ziegeleien mit geringen Kosten möglich war und die Regierung eine finanzielle Beihilfe zusagte.
Die fehlende Kirche
Seit dem Mittelalter war in Crinitz, das zum Pfarrsprengel Weissack gehörte, der geringen Einwohnerzahl entsprechend, eine einfache Kirche, ein Fachwerkbau mit einem Taufstein aus Sandstein und einer Glocke, die im 15. Jahrhundert von einem Herren v. Polenz, vermutlich Besitzer von Beesdau, gestiftet war. Die Kirche lag zwischen dem Gehöft von Abt und Liebscher. Infolge Baufälligkeit musste sie geschlossen werden. Die Crinitzer besuchten zu dieser Zeit die Kirche in Gahro. Der Name Gahroer Kirchsteig erinnert an diese Zeit. Viele Jahre hindurch gingen die Verhandlungen um einen Neubau einer Kirche. Die Herrschaft Beesdau hatte das Patronat über Kirche und Schule in Crinitz. Sie war verpflichtet, das Baumaterial für Kirche und Schule zu liefern, während die Fuhren und Bauarbeiten zu Lasten der Einwohner gingen. Die baufällige Kirche wurde abgerissen, Holz und Steine verkauft. Der Taufstein stand jahrelang in der Kegelbahn des Gastwirtes Nuck. Die Glocke bekam eine andere Gemeinde. Ein Granitstein von der alten Kirche ist im Fundament des Gasthauses Krüger eingemauert. Der Erlös des Abbruchmaterials soll gerade ausgereicht haben, um die Zechschulden bei den vielen Beratungen über einen Neubau zu begleichen.
Weit in der Umgebung spottete man, dass die Crinitzer ihre Kirche „versoffen“ hätten. Wir dürfen hier nicht zu scharf urteilen. Bier war einst tägliches Getränk und die Schnapsflasche trug jeder bei der Arbeit in der Tasche wie die Schnupftabakdose. In einer Erdbeschreibung der kurfürstlich-sächsischen Lande von 1806 wird sogar als besonderes Merkmal eines sehr kleinen Dorfes in der Herrschaft Drehna berichtet, daß die Einwohner als starke Branntweintrinker bekannt seien. Den Dorfnamen möchte ich verschweigen. Die Rittergüter hatten ein finanzielles Interesse an einem starken Verzehr von Bier und Schnaps.