GESCHICHTEN AUS DEM TÖPFERDORF
Geschichten machen das Leben interessant und lebenswert und ein Töpferdorf wie Crinitz hat eine Vielzahl an Geschichten zu erzählen. In dieser Rubrik möchten wir Ihnen einige vorstellen. Bleiben Sie gespannt, wir werden immer wieder neue alte Geschichten aus dem Ortsleben, von Personen und aus dem Drumherum veröffentlichen.
Von Hirten, Förstern und Umsiedlerfamilien
Beesdau hatte auf dem Gebiet von Crinitz 2 Vorwerke, nördlich Crinitz den Niederhof, südlich auf dem Landrücken den Oberhof. Beide Gehöfte bestehen heute noch. Das gebiet des Niederhofes waren Ackerland und Wiese. In Crinitz lag noch um 1900 ein Hirtenhaus, das später durch Blitzschlag abbrannte. Der Hirte trieb das Vieh auf dem Triftweg auf die Wiesen und die infolge der Dreifelderwirtschaft brachliegenden Äcker zur Hütung. Die Äcker des Niederhofes litten stark unter Vernässung. Eine Entwässerung war nur über Drehnaer Gebiet möglich, das selbst unter hohem Grundwasserstand litt und infolge Aufstau des Ziegelteiches wenig fremdes Wasser aufnehmen konnte. Als mehrere nasse Sommer auftraten, entschloß sich die Herrschaft Beesdau, das Gebiet um den Niederhof aufzuforsten, wobei auch gelegentlich Pech- und Bankskiefern angepflanzt wurden. Auch die Ackerflächen des Oberhofes wurden aufgeforstet.
Der Niederhof wurde bis 1945 Sitz eines Försters, der die nähere Umgebung des Forsthauses durch Wege und Anpflanzungen verschönerte. Die Herrschaft Beesdau hatte zudem wegen der weiten Entfernung vom Hauptgut wenig Interesse einer landwirtschaftlichen Nutzung des Crinitzer Besitzes.
Nach 1945 wurde das gesamte Waldgebiet des Niederhofes an Crinitzer Einwohner, auch an Umsiedlerfamilien versiedelt. Jede Familie erhielt eine oder mehrere Parzellen als Baustelle oder durch Rodung zu Ackerland. Die Einwohner von Crinitz erhielten dadurch billiges Bau- und Brennholz. Das Waldgebiet um den Oberhof wurde an Bauern aus Kleinbahren versiedelt. Auf dem Oberhof hat die LPG eine Geflügelzuchtanlage. In Crinitz befand sich eine Wassermühle, die ihr Wasser vom Spring erhielt (heute Gehöft Liebscher-Prochnow).
Von Teichen und Rittergütern
Ein Teich lag vermutlich im sogenannten Herrschaftsgarten; ältere Leute können sich noch erinnern, hier im Winter geschliddert zu haben. Vielleicht war zu dieser Zeit auch schon der Röhrteich vorhanden (heute Volksbad). Er hatte seinen Namen von Baumstämmen, die zu Brunnenrohren ausgebohrt wurden und die man im Wasser aufbewahrte, um ihr Reißen zu verhindern. Wasserleitungen von Quellen mittels Holzrohren und später aus Tonrohren waren im Mittelalter nicht selten, z.B. in Kirchhain, Drehna, Gahro-Pechhütte, Weißack.
Wenn im Mittelalter in Crinitz ein Herrenhaus vorhanden war, so kann es sich nur um ein strohgedecktes Fachwerkhaus gehandelt haben. Das Rittergut Crinitz wurde später von der Herrschaft Beesdau erworben, vielleicht zu der Zeit als Koppe sein Besitzer war. Koppe hatte sich vom Häuslersohn, der seine landwirtschaftliche Lehre auf dem Rittergut Beesdau verbracht hatte, zu einem tüchtigen, fortschrittlichen Landwirt emporgearbeitet, er wurde Domänenpächter im Oderbruch, stieg bis zum preußischen Staatsrat auf und kaufte Beesdau, wo er das 1847 genannte „Große Moor“, unmittelbar beim Dorfe gelegen, entwässern ließ.
Das Gebiet des ehemaligen Rittergutes Crinitz lag langgestreckt vom Norden nach Süden zwischen dem Gebiet des Rittergutes Weissack-Gahro und der Standesherrschaft Drehna (Grenze die heutige Bahnstrecke), wo einige schon 1847 trockengelegte Teiche zwischen dem Bahnhof Crinitz bis zum Weinberg lagen. Südlich von Crinitz bildete ungefähr der Weg Gahro-Kleinbahren die Grenze gegen Weißacker Gebiet. Die Ostgrenze verlief hier über den Weg Crinitz-Babben hinaus; der Röteteich, heute volkstümlich Teddybärteich genannt, in dem das Flachsstroh gewässert wurde, lag noch auf Crinitzer Gebiet.
Südlich des Weges Babben-Kleinbahren lag wieder Drehnaer Gebiet – im Atlas Saxonicus novus von 1781 „Alte Heide“ genannt, an die sich nach Süden die „Neue Heide“ anschloß.
Aus der Vergangenheit von Crinitz
Wie ein in einer Kiesgrube auf dem sogenannten Tonberg in der Diebitze bei Crinitz 1953 aufgefundenes Steinbeil beweißt, war die Gegend von Crinitz bereits in der Jungsteinzeit (4000 – 1500 v.d.Ztr.) von durchziehenden oder sesshaften Menschen besiedelt. Zahlreicher sind bei Crinitz, wie in der gesamten Niederlausitz, Funde, besonders Tongefäße, aus der Bronzezeit (1500 – 500 v.d.Ztr.), Tongefäße aus Hügelgräbern am Herrenweg, z.T. in der Schule Crinitz aufbewahrt, Urnenscherben in einer Sandgrube in dem Kiefernwäldchen gegenüber dem Neubau Jakobza.
Nach Abzug der Ostgermanen, von 500 unserer Zeitrechnung an, rückten vom Osten her slawische Völker in die Niederlausitz ein und gründeten zahlreiche kleinere Dörfer. Zu ihnen gehörte auch Crinitz, einst ein kleiner sorbischer Rundling mit wenigen Gehöften rings um den heutigen Spring. Der Name Crinitz ist von den sorbischen Wort „Crinitza“ = Quelle, Spring, abgeleitet und bedeutet Ansiedlung am Spring.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Crinitz ein kleines, unbedeutendes Dörfchen, 1854 hatte es nur 15 bäuerliche Nahrungen. Spärlich und sehr zerstreut in verschiedenen Archiven (Lübben, Potsdam, Merseburg, Westberlin) sind Urkunden von Crinitz aus dem Mittelalter.
Im 15. Jahrhundert wird einige Male ein Ritter von Crinitz erwähnt, z.B. von Reichwalde, wobei nicht feststeht, ob es sich um ein altadeliges Geschlecht, vielleicht sorbischer Herkunft handelt, oder um eine Familie, die sich nach ihrem ehemaligen Sitz in Crinitz benannte, wie das im Mittelalter gelegentlich vorkam.
1723 wird in einer Akte im Deutschen Zentralarchiv in Merseburg von Crinitz berichtet, dass es einen Fichtenhain und einige Teiche besaß, auch die Buchheide bei Gahro wird in dieser Akte genannt.